Die Vorstellung, dass chronische Entzündungskrankheiten mit einem erhöhten Risiko der Tumorentstehung verbunden sind, und die Erkenntnisse von Rudolf Virchow im späten 19. Jahrhundert, als er die hohe Häufigkeit von Leukozyten in Tumorgebieten beschrieb, bildeten die Grundlage für genetische Studien, die speziell die vor mehr als zweitausend Jahren vorgeschlagenen Zusammenhänge zwischen Entzündung und Krebs untersuchen. Erst in den letzten zehn Jahren, aber mit stetig zunehmender Geschwindigkeit in den letzten Jahren, wurden eindeutige Beweise für die zugrundeliegenden molekularen Mechanismen gesammelt, die die Existenz eines solchen Zusammenhangs beweisen könnten. So ist der Zusammenhang zwischen Entzündung und Krebs inzwischen unbestritten, und es hat sich gezeigt, dass eine entzündliche Mikroumgebung ein wesentlicher Bestandteil praktisch aller Tumoren ist, auch derjenigen, für die ein direkter kausaler Zusammenhang mit chronischer Entzündung noch nicht nachgewiesen wurde.
Die Mikroumgebung des Tumors besteht aus Tumorzellen, Fibroblasten, Endothelzellen sowie Zellen des angeborenen (Makrophagen, neutrophile Granulozyten, Mastzellen, myeloische Suppressorzellen, dendritische Zellen und NK-Zellen) und adaptiven Immunsystems (T- und B-Zellen). Diese Zellen kommunizieren und wirken auf autokrine und parakrine Weise aufeinander ein, wodurch das Zytokinmilieu in einem fein abgestimmten Gleichgewicht gehalten wird. Die Expression verschiedener Immunmediatoren sowie die Häufigkeit bestimmter Zelltypen in der Mikroumgebung des Tumors entscheiden darüber, ob die tumorvermittelte Immunsuppression das Tumorwachstum fördert oder ob die Anti-Tumor-Immunität, die zur Eliminierung von Tumorzellen führt, überwiegt.
Unsere Forschung zielt darauf ab, die zellulären und molekularen Veränderungen in der Mikroumgebung des Tumors zu entschlüsseln, die das Wachstum von gastrointestinalen Tumoren fördern. Mit Hilfe der konditionalen Knockout-Technologie untersuchen wir funktionell die wichtigsten Signaltransduktionswege in verschiedenen Zelltypen des Tumormikromilieus.
Wir verwenden gut charakterisierte autochthone Tumormodelle, um (i) die molekulare Pathogenese zu erforschen, (ii) bildgebende Verfahren zu etablieren und weiterzuentwickeln, um die diagnostischen Möglichkeiten zu verbessern, und (iii) präklinische Therapiestudien mit neuartigen Wirkstoffen sowie neuartigen Kombinationen von bereits klinisch zugelassenen Wirkstoffen zu untersuchen. Schließlich wollen wir in enger Zusammenarbeit mit unseren klinischen Kooperationen am Universitätsklinikum unsere Grundlagenforschung in klinische Anwendungen umsetzen.